Vom Theater Nikola wünscht man sich noch viel mehr "Opern auf Bayerisch"
Premiere im Theater Nikola läßt keine Wünsche offen
Einem Sänger zu attestieren, er mime, gehört gemeinhin nicht zu den erlesensten Lobpreisungen aus dem feuilletonistischen Vokabular, unterstellt man ihm damit doch, mangelnde Gesangskünste durch Pseudo-Aktionen zu kaschieren.
Wie man aus dem Tun-als-ob jedoch auch eine eigene Kunstgattung kreieren kann, demonstrierten die versierten Mimen des Landshuter Nikola-Theaters mit der Inszenierung von Schallwegs "Noch mehr Opern auf Bayerisch". ...
Am Ende jeder Opernkurzfassung wurde der Vorhang zurückgezogen und die Schauspieler "sangen" einen Höhepunkt aus der jeweiligen Oper. Die Stimme liehen sie sich von Granden der Opernzene aus, die via CD eingespielt wurde.
Wie sie die Gestik immitierten, wie sie mit höchster Präzision den Stimmapparat von den Lippen über die Zunge zum Kehlkopf bewegten, wie sie dabei perfekt synchron agierten, wirkte ganz einfach echt.
Auch der Dirigent Thomas Ecker verstand sein Handwerk. Er wedelte nicht nur einfach mit dem Taktstock, sondern gab den Instrumentengruppen präzise Einsätze, deutete crescendi und decrescendi an und koordinierte das Geschehen auf der Bühne mit den Akteuren im Orchestergraben.
Manch Provinz-Karajanderl, das sich zum symphonischen Dirigat berufen fühlt, könnte sich von Ecker eine Scheibe abschneiden. ...
Ein durchdachtes Bühnenbild, eine überzeugende Licht- und Videotechnik samt Großbildleinwand und in das Programm sinnvol integrierte originelle Einfälle und Gags rundeten den guten Eindruck ab.
Frage am Ende: Hat Schallweg vielleicht auch "Noch ganz viel mehr Opern auf Bayerisch" geschrieben? Bei den Nikolanern wären sie jedenfalls gut aufgehoben. Niko Firnkees
Folgendes stellt sich dem ungetrübten Operngenuss gerne in den Weg: hölzernes Agieren der stimmgewaltigen Darsteller, Nichtmitkriegen der Handlung auf Grund Textnichtverstehens, sündhaft teure Snacks und Getränke während der Pausen.
Führt man sich jedoch in aller Ruhe Paul Schallwegs "Noch mehr Opern auf Bayrisch" im Theater Nikola zu Gemüte, hat man mit derlei Unbill nix mehr zu schaffen.
... Verabreicht werden die Klassiker in delikaten Happen, die satt machen, ohne schwer im Magen zu liegen. ... Und da stehen sie dann in einer Reihe vor dem Vorhang, die in Abendgardarobe gewandeten Ensemblemitglieder des Nikola-Theaters. Und deklamieren ihre Texte mit einer Sprachmelodie und Natürlichkeit,
die die übliche volkstümelnde Betulichkeit der Mundartdichtung vergessen läßt. ... In fabelhaften Kostümen, inmitten eines perfekt abgestimmten Bühnenbildes agieren die Darsteller hier mit Timing und Humor. ... Perfekte Synchronität der Lippenbewegungen und des Ausdrucks - schlicht überzeugend.
... Ansonsten: Beeindruckende Licht- und Videotechnik nebst Großleinwand, furiose Monsterzugabe, feine Wurst- und Käsesemmeln (zu wirklich annehmbaren Preisen) während der Pause.
Kurz und gut: Klasse Schauspieler, alles verstanden ... optimal. Ulli Karg
Siegfried oder
Sprecher I:
Ma Ahnt sofort: des werd a Held! Sei Muatter stirbt, der Bua wachst her, er geht bei einem Schmied in d' Lehr. Der Bruader war's vom Alberich. Der hat den Lausbuam gern bei sich und zoagt eahm wia ma Waffn schmiedt und brochne wieder zammakitt. Der Mime war a guater Schmied, doch manchmoi kimmt er nimmer mit. Wenn er a Schwert fürn Siegfried macht, dann haut der's zamma, daßois kracht! Und eines Tags in aller Fruah, da sagt der Siegfried gradaus zua: |
Siegfried:
des möcht i do scho wissn gwiß. Und wer mei Muatter war, sagst aa, sonst bleib i nimmer länger da!
hat gebn für di ihr junges Lebn. Dein Vata - konnt s' ma grad no sagn - hat oanna in der Wuat daschlagn. |
Sprecher I:
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Mime:
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Sprecher I:
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Siegfried:
Des richst ma her, so schnell ois geht, in zwoa Stund schau i nach, wias steht! |
Sprecher I:
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Siegfried:
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Sprecher I:
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Siegfried:
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